Die deutschen Staatsanwaltschaften ermitteln gegen einen 21-jährigen Mann, dem schwere sexuelle Gewalt, Manipulation und die Online-Ausbeutung von mehr als 30 Kindern vorgeworfen werden. Zu den Anklagepunkten gehört auch der Mord an einem 13-jährigen US-Amerikaner, dessen Tod in einem Livestream übertragen wurde, berichtet 4thebike.de unter Berufung auf The Guardian.
Ermittler gehen davon aus, dass der Verdächtige unter dem Online-Pseudonym „White Tiger“ agierte und Teil eines virtuellen Missbrauchsnetzwerks namens „764“ war. Im April wurden die mutmaßlichen Anführer dieser Gruppe festgenommen und angeklagt, nachdem das US-Justizministerium sie als „eine der schlimmsten je entdeckten Organisationen zur Online-Ausbeutung von Kindern“ bezeichnet hatte.
Laut den Ermittlungen soll der Angeklagte im Jahr 2022 einen 13-jährigen amerikanischen Jungen in den Selbstmord getrieben haben – live im Internet übertragen. Die Straftaten sollen sich zwischen Januar 2021 (als der Beschuldigte 16 Jahre alt war) und September 2023 ereignet haben.
Die Hamburger Staatsanwaltschaft hat 204 Anklagepunkte gegen den Mann erhoben, darunter ein Mord und fünf versuchte Morde als sogenannter mittelbarer Täter. Er soll über Online-Chats und Gaming-Plattformen gezielt verletzliche Kinder angesprochen, ihr Vertrauen gewonnen und sie dann zu sexuellen Handlungen und Selbstverletzungsvideos gezwungen haben.
Im Juni 2024 wurde der Verdächtige im Haus seiner Eltern festgenommen. Bis dahin hatten die Ermittler acht Opfer im Alter zwischen 11 und 15 Jahren aus Deutschland, Großbritannien, Kanada und den USA identifiziert.
Wie Spiegel berichtet, hatte der junge Mann zeitweise Medizin an einer privaten Universität studiert und bestreitet sämtliche Vorwürfe. Derzeit sitzt er in einer Jugendstrafanstalt auf der Insel Hahnöfersand bei Hamburg in Untersuchungshaft.
Der Fall wirft die Frage auf, ob die Behörden früher hätten eingreifen können, um einige der Verbrechen zu verhindern. Die Zeitung Zeit schreibt, dass das US-amerikanische National Center for Missing and Exploited Children (NCMEC) die deutschen Ermittler bereits 2021 über einen Täter in Hamburg informierte, der sich „White Tiger“ nannte.
Das NCMEC übermittelte einen 40-seitigen Bericht mit Chat-Protokollen der Plattform Discord, in denen „White Tiger“ zwei junge Mädchen zu expliziten Fotos, Selbstverletzung und Suizid aufforderte.
Damals wurde der Verdächtige lediglich vernommen, jedoch nicht festgenommen. Nach seiner Festnahme in diesem Sommer fanden die Ermittler illegale Waffen – darunter Messer, Schlagringe und einen Schlagstock – sowie Computer und Festplatten, die derzeit ausgewertet werden.
Die Hamburger Staatsanwaltschaft teilte mit, dass das Verfahren unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden wird, um die minderjährigen Opfer zu schützen.
Zuvor schrieben wir über Güstrow: Achtjähriger Fabian vermutlich Opfer eines Gewaltverbrechens.